Ein halbwegs klar denkender Mensch, der auch noch die vier Grundrechenarten richtig gelernt hat, kann es bald nicht mehr hören. Immer wieder wird trotz ständig steigender Bau- und Baunebenkosten und ständig neuen Auflagen für Immobilieneigentümer von maßgeblichen Politikern unseres schönen Landes Bremen die Forderung nach Schaffung und Sicherung von preisgünstigen Wohnungen möglichst in allen Stadtlagen erhoben. Doch wie das funktionieren soll, das verschweigen uns diese Damen und Herren. Jüngst hat Bürgermeister Jens Böhrnsen im Zusammenhang mit der Entwicklung der Überseestadt Bremen diese Forderung „wieder zur Chefsache“ erklärt.
Die Überseestadt mit großzügigen Lofts, schicken Büros und Restaurants, mausert sich allmählich zum Vorzeigeobjekt Bremens. Dazu erklärte Böhrnsen im Rahmen einer Fachkonferenz „Perspektiven der sozialen Stadtpolitik“, dass er diese Entwicklung durchaus positiv sieht, er aber Sorge habe, dass hier etwas geschaffen wird, wodurch die anderen Ortsteile wie Walle oder Gröpelingen abgespalten werden. Doch wenn man als Haushaltsnotlageland auf Einnahmen angewiesen ist, dann muss man auch Grundstücke zu möglichst hohen Kaufpreisen veräußern. Wenn dann auch die Gewoba für Neubauwohnungen in der Überseestadt Nettokaltmieten in einer Preislage um Euro 13 verlangen muss, ist daran nichts Verwerfliches.
Die Bau- und Baunebenkosten sind in den letzten Jahren gegenüber den allgemeinen Lebenshaltungskosten erheblich gestiegen, nicht zuletzt durch immer neue Vorgaben der Politik. Hinzu kommt auch in Bremen eine Erhöhung der Grunderwerbsteuer von 3,5 auf 4,5%. Selbst ohne Maklerkosten summieren sich die Kaufnebenkosten auf rd. 8%. Beim Kauf einer neuen Eigentumswohnung in mittlerer Lage summiert sich dann der Kaufpreis von vielleicht Euro 2.300 pro m² Wohnfläche inkl. Nebenkosten dann schon auf rd. Euro 2.485. Jeder Immobilieneigentümer weiß, dass Immobilien anders als Festgeldanlagen auch eine höhere Rendite erfordern. Zu nennen sind nur laufende Instandhaltungskosten, ein Mietausfallwagnis, Verwaltungskosten, die auf eine Miete umgelegt werden können, um nur einige Punkte zu nennen. Bei einer durchaus niedrig angesetzten Bruttorendite von 5,5% bezogen auf den Gesamtkaufpreis von Euro 2.485 ergibt sich pro m² eine erforderliche Kaltmiete von rd. Euro 11,40.
Welche Förderungsprogramme schwirren im Kopf von Herrn Böhrnsen, um dann auf ein Mietniveau von Euro 7 pro m²/Monat in weiteren Bereichen der Überseestadt, im zukünftigen Hulsbergviertel auf dem Gelände des Klinikums Mitte zu kommen.
Entweder die Stadt verschenkt ihre Grundstücksflächen, lässt eine sehr hohe Verdichtung zu oder sie wird niemanden finden, der noch bereit ist, in den Wohnungsbau zu investieren. Die Folge wäre eine extreme Verknappung des Wohnungsmarktes in wenigen Jahren.
Also, bitte nicht zurück in die Vergangenheit des nicht mehr finanzierbaren sozialen Wohnungsbaus der 50er, 60er und 70er Jahre. Selbstverständlich notwendige Hilfen für Menschen, die nicht in der Lage sind, aus ihrem Einkommen hohe Mietbelastungen zu tragen, aber bitte keine unsinnigen Forderungen an Wohnungsunternehmen und private Immobilieninvestoren. Der Staat ist heute genauso wenig in der Lage, eine gute Wohnraumversorgung sicherzustellen wie in der Vergangenheit. Böhrnsen in einem Bild-Interview „Wir sind stolz, dass Bremen für viele junge Menschen attraktiv ist, aber für viele sind hohe Preise unbezahlbar. Günstiger Wohnraum ist knapp und da müssen wir unbedingt noch etwas tun“. Das aus dem Munde unseres SPD Bürgermeisters, der mit seinem Koalitionspartner den Grünen kräftig daran mitgewirkt hat, dass das Wohnen in unserem Lande von Jahr zu Jahr teurer wird.
Ihr Dipl.-Ing. Andreas Schemmel,
Vorsitzender Haus & Grund Bremen e.V.